E-learning - Interview mit dem Erfinder

05/19/2021

Dieser Artikel wurde im Rahmen der Umsetzung des Projekts "Quality in Education in the Vocational Training Sector" (Qualität in der Bildung im Berufsbildungssektor)
verfasst, das im Rahmen des EWR-Finanzierungsmechanismus 2014-2021 unter der Nummer EOG/19/K3/W/0010 finanziert wird.


Im heutigen Beitrag möchte ich das Thema E-Learning unter die Lupe nehmen. In vielen leicht zugänglichen Quellen finden Sie eine Reihe von Informationen zu diesem Thema, aber ich wollte Ihnen den Prozess der Erstellung von E-Learning ein wenig mehr "hinter den Kulissen" zeigen und Ihnen eine Handvoll sehr nützlicher Informationen über professionelles E-Learning aus der Sicht des Praktikers geben. Der heutige Artikel hat daher die Form eines Interviews mit einem Trainer, der seine Trainingskurse in Form von Online-Lektionen erstellt. Kamil Mielnik ist akademischer Dozent für Englisch und ebenfalls ein großer Liebhaber elektronischer Unterrichtsformen.

Przemek: Kamil, was sind die offensichtlichsten Vorteile der E-Learning-Form des Unterrichts? Ich meine den zusätzlichen Nutzen solcher Vorlesungen.

Kamil: Die Erstellung von Webinaren - denn so werden die E-Learning-Sitzungen genannt - ist zunächst einmal sehr praktisch. Man muss keine Hörsäle organisieren oder gar ein Catering bestellen, wenn es sich um einen längeren Vortrag mit Pausen dazwischen handelt. Daher können wir auf relativ einfache Weise solche Kurse für ein breiteres Publikum veranstalten. Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist die Öffentlichkeitsarbeit. Eine häufige Beschwerde von Menschen, die gerne an einer Veranstaltung teilnehmen würden, aber nicht dabei sind, ist einfach, dass die Vorträge in beträchtlicher Entfernung vom Wohnort der Betroffenen stattfinden.

Przemek: Wann kann man von gutem E-Learning sprechen?

Kamil: Da fallen mir ein paar Dinge ein. Ich werde versuchen, die Dinge aufzuschreiben, die ich für gutes E-Learning am wichtigsten finde. Ein sehr wichtiger Aspekt, verglichen mit dem Unterricht im Klassenzimmer, ist die Wirtschaftlichkeit. Wir sprechen hier nicht über die Wirtschaftlichkeit des Erscheinens in einem Hörsaal, sondern über die Wirtschaftlichkeit des Einloggens auf einer bestimmten Plattform. Es geht um die Verfügbarkeit von technischen Lösungen, die so breit gefächert sind, dass praktisch jeder Nutzer der Technologie am Unterricht teilnehmen kann, ohne dass es zu "Überraschungen" kommt. Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt (der von E-Learning-Entwicklern sehr oft verwechselt wird) ist das Verständnis, dass der Hörsaal und die Remote-Classroom-Plattform zwei verschiedene Welten sind. Sie lassen sich nicht eins zu eins in die eine oder andere Richtung abbilden. Sie unterliegen ihren eigenen Gesetzen, die beachtet werden müssen, damit das Lehrmaterial für die Zuhörer gut ist.

Przemek : Was sind die häufigsten Fehler, die bei der Erstellung von E-Learning gemacht werden?

Kamil: Der häufigste Fehler, den ich beobachtet habe, besteht darin, die stationäre Form des Unterrichts in eine Fernform auf Eins-zu-Eins-Basis zu übertragen. Das ist, kurz gesagt, praktisch nicht machbar. Nehmen wir als Beispiel die Diskussionsführung. Während der Dozent im Hörsaal in einer Präsenzveranstaltung die Diskussion "kontrollieren" und verhindern kann, dass sich die Teilnehmer gegenseitig anschreien, ist in einer Online-Vorlesung, wenn der Dozent in die Diskussion "einsteigt", was in Form von gegenseitigem Anschreien geschieht, um die Diskussion zu kontrollieren, nur ein Stimmengewirr ohne viel Ordnung und Zusammensetzung zu hören.
Stellen Sie sich Debatten in den Medien vor, bei denen sich die Politiker gegenseitig anschreien. Es ist oft schwierig, sie zu verstehen, und entmutigt schalten wir einfach das Programm um... Bei der Erstellung von Webinaren müssen wir bestimmte Regeln befolgen, wie z. B. den Zufall der Diskussion - die "Stimme" des Sprechers oder der Sprecherin zu geben oder zu deaktivieren, wenn er oder sie die Hand "hebt", normalerweise durch Klicken auf das Symbol "Pfote hoch". Diese Form der Anleitung ist unerlässlich, damit eine Ferndiskussion strukturiert ist und von allen Teilnehmern verstanden wird.

Przemek : Was sind Ihre persönlichen Gedanken zum E-Learning als Teil des gesamten Bildungsprozesses?

Kamil: Ich werde diese Frage aus der Perspektive der normalen Zeiten beantworten, denn wie wir wissen, hat sich in der gegenwärtigen Situation praktisch die gesamte Lehrtätigkeit ins Internet verlagert. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Form des Fernunterrichts eine sehr wichtige ergänzende Funktion zum stationären Unterricht hat. Das heutige technologische Denken bietet uns Dozenten die Möglichkeit, Vorlesungen zu gestalten, die in Form und Inhalt sehr attraktiv sind. In der heutigen Zeit, in der das Sars-Cov-2-Virus grassiert, ist die Fernform ein echter Heilsbringer für die Berufsgruppe "Vortrag". Zurück zu den normalen Zeiten - wie wir wissen, kann nichts den Kontakt mit einem lebenden Menschen ersetzen. Die eigentliche Qualität der zwischenmenschlichen Kommunikation besteht zu 70 % aus nonverbaler Kommunikation. Wir sprechen hier von einer Art "Verstärkung" der Botschaft, die wir durch unsere Mimik oder z. B. den Geruch, den wir ausströmen, vermitteln. Ein Webinar, vor allem in so ausgereiften Formen, wie sie derzeit auf dem Markt sind, ist ein hervorragendes ergänzendes Instrument, aber wir sollten nie unsere "natürliche" Form des Kontakts vergessen.

Wie wir aus unserem kurzen, aber prägnanten Gespräch mit Kamil ersehen können, kann man sagen, dass E-Learning heutzutage unser Lerngeschäft "im Sturm erobert". Das alte Gesetz des Marktes: Wenn es eine Nachfrage gibt, wird es auch ein Angebot geben. Warten wir in diesem Sinne nur darauf, dass die kulinarische Fernausbildung den Geschmack weitergibt?