Unterricht für Erwachsene

09/09/2020

Im heutigen Beitrag werden wir uns mit einem recht komplexen und sehr wichtigen Thema befassen, nämlich dem Lernen von Erwachsenen. Das Lernen von Erwachsenen unterscheidet sich grundlegend vom Lernen von Kindern, die in der Regel "wie ein Schwamm aufsaugen". Bei uns ist es etwas komplizierter. Unsere erwachsenen Gehirne haben bestimmte - mehr oder weniger große - Einschränkungen, die berücksichtigt werden müssen, damit der Prozess effektiv ist.

Der Lernprozess

Der Lernprozess wird hauptsächlich von Psychologen untersucht. Das Verständnis des Lernprozesses wurde im Laufe der Jahre von einer Sichtweise dominiert, die als verhaltensassoziativer Ansatz bezeichnet wird und viele Anhänger gefunden hat. Eine der Annahmen dieser Theorie ist, dass Menschen durch Assoziation lernen und dass ein bestimmter Reiz eine Reaktion auslöst. Pawlows Experiment mit einem sabbernden Hund ist das bekannteste Beispiel für diese Theorie.

Lernen wird als der Aufbau von Gewohnheiten aus Assoziationen gesehen. Wiederholung, insbesondere in Verbindung mit positiver Verstärkung, unterstützt den Lernprozess. Der Ausbilder zerlegt das Wissen in kleinere, logisch geordnete Teile und gibt den Lernenden Verstärkung. Viele der heute in der Hochschulbildung verwendeten Ansätze, wie z. B. verhaltensorientierte Ziele, hierarchische Lehrpläne und objektive Wissenstests, sind ein Erbe des verhaltensorientierten und assoziativen Ansatzes.

Neuere Leitlinien

In den letzten Jahren hat sich der kognitive Ansatz als wichtigste Theorie zur Erklärung des Lernens im Hochschulbereich herauskristallisiert, wo Wissen komplex ist und die Informationsverarbeitung ebenso wichtig ist wie die Erinnerung an Fakten. Die kognitive Psychologie konzentriert sich auf das Gedächtnis, das logische Denken und Aufgaben wie kritisches Denken und Problemlösung. Sie interessiert sich dafür, wie Lernende einen Sinn konstruieren, wenn sie mit neuen Informationen konfrontiert werden, und wie sie versuchen, diese in ihr vorhandenes Wissen einzupassen.

Kognitionspsychologen definieren Lernen als den Prozess der Einbindung neuer Informationen in bestehende Strukturen, die der Lernende geschaffen hat, um einzelne Informationen zu einem Ganzen zusammenzufügen. Von Zeit zu Zeit besteht die Notwendigkeit, neue Strukturen zu schaffen. Die im Hochschulbereich angewandten Lerntheorien wurden von Bruning (1994) und Casazza und Silverman (1996) gut erläutert.

die 6 Regeln von Svinicki

Svinicki (1991) unterscheidet sechs Regeln des Lernens, die auf der kognitiven Theorie basieren, und deren Auswirkungen auf die Ausbilder:

  • Wenn Informationen assimiliert werden sollen, müssen sie zunächst als relevant erkannt werden.
    Implikation: Je effektiver die Aufmerksamkeit auf das gelenkt wird, was assimiliert werden soll (d.h. auf die wichtigsten Konzepte und Bereiche), desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Lernens.
  • Während des Lernens wandeln die Lernenden die Informationen so um, dass sie für sie von Bedeutung sind.
    Dies bedeutet, dass sowohl der Lehrende als auch der Lernende Beispiele, Bilder und Diskussionen verwenden und diese mit bereits vorhandenem Wissen kombinieren sollten, um die Relevanz der Informationen zu erhöhen.
  • Die Lernenden speichern die Informationen im Langzeitgedächtnis auf strukturierte Weise auf der Grundlage ihres bestehenden Verständnisses der Welt.
    Implikation: Der Ausbilder kann die Organisation von neuem Material unterstützen, indem er ihm eine Struktur gibt, insbesondere eine, mit der die Lernenden vertraut sind, oder indem er die Lernenden ermutigt, solche Strukturen zu schaffen.
  • Die Lernenden überprüfen laufend ihr Verständnis, was zu einer Verfeinerung und Wiederholung der gelernten Informationen führt.
    Schlussfolgerung: Um den Lernprozess zu unterstützen, ist es wichtig, zahlreiche Möglichkeiten zu schaffen, Wissen zu überprüfen und zu erkunden.
  • Die Übertragung von Wissen auf neue Kontexte geschieht nicht automatisch, sondern ist das Ergebnis von
    wiederholter Anwendung.

    Implikation: In der Anfangsphase des Lernprozesses sollte die Grundlage für die spätere Anwendung von Wissen in neuen Kontexten geschaffen werden.
  • Der Lernprozess wird erleichtert, wenn sich die Lernenden ihrer eigenen Lernstrategien bewusst sind und deren Anwendung in der Praxis kontrollieren.
    Schlussfolgerung: Der Tutor sollte den Lernenden helfen, zu lernen, wie sie in geeigneten Phasen des Lernprozesses Lernstrategien in konkrete Handlungen umsetzen können.

Im nächsten Beitrag werden wir weitere Aspekte dieses komplexen Themas aufgreifen.